Samstag, 26. November 2016

Karl Theodor - ein Igel bereitet sich auf den Winterschlaf vor

Karl Theodor

(c) Stefan Köhler – Holle, Bremen

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Karl Theodor ist spät dran dieses Jahr. Ganz spät. Karl Theodor ist ein Igel. Eigentlich hat sein Winterschlaf schon lange begonnen. Seine Augen fallen ihm immer öfters zu und seine kurzen Beine werden immer langsamer. Doch Karl Theodor ist neugierig. Er hat noch nie in seinem Leben Schneeflocken gesehen. Er hört nur immer Geschichten, wie toll es sein soll eine Schneeflocke auf der Zunge aufzufangen und sie dort schmelzen zu lassen.

Sein Winternest hat Karl Theodor in einem Haufen aus ganz viel Laub und feinen Ästen angelegt. Nebenan hat sein Freund Ludwig sein Winternest. „Hey Karl Theodor! Was bist du noch so aktiv?” „Mhm. Ich überlege, ob ich dieses Jahr später Winterschlaf mache“ antwortet er. „Hast du dir denn schon genug Winterspeck angefressen“ ruft Ludwig aus seinem Laubhaufen. „Ein paar Gramm kann ich ruhig noch zulegen“ antwortet Karl Theodor. „Dieses Jahr sind die Mücken noch sehr spät unterwegs. Ich denke ich bekomme noch ein paar ab!“

In einiger Entfernung sieht Karl Theodor zwei Menschenkinder spielen. „Die haben schon Wollmützen, einen Schall und Handschuhe an“ denkt er so vor sich hin. Da muss sich Karl Theodor kurz schütteln. Ein kalter Luftzug weht ihm um die Schnauze. „Hmm. So doll wie ich mich schütteln musste dürfte es schon sehr kalt sein“. „Mensch Karl Theodor, verkrieche dich in dein Nest. Du holst dir noch einen Schnupfen oder verfällst in den üblen Dämmerschlaf. Dann schaffst du es nicht mehr in dein Nest!“ hört Karl Theodor Ludwig rufen. „Ja ja, du Angsthase. Ich habe s ja selber gemerkt“ ruft Karl Theodor etwas frech zurück. „Ich bin kein Hase“ ruft Ludwig. „Ich bin ein Igel. Und was für einer. Mit genug Winterspeck für einen gesunden Winterschlaf!“

Karl Theodor trottet langsam auf seinen Laubhaufen zu. Vor dem Eingang fliegen ein paar Mücken herum. Karl Theodor leckt sich vor Vergnügen seine dünnen Lippen. Hinter einem besonders großem Blatt, dass von mehreren Ästen abgestützt wird, versteckt sich Karl Theodor. Die Mücken haben etwas gemerkt. Sie spüren Wärme von einem Lebewesen und fliegen aufgeregt umher. In der Hoffnung noch einmal zu pieksen zu können. Eine der Mücken fliegt verdammt dicht an Karl Theodors Schnauze vorbei. Doch der Igel bleibt ganz ruhig hinter dem Blatt. Auf einmal wackelt das Blatt. Karl Theodor hört ein, für unsere Ohren nicht hörbares, Platsch. Die Mücke ist mit voller Wucht gegen das Blatt geflogen, hinter dem sich Karl Theodor versteckt. Die Mücke ist recht benommen und Rutsch an dem feuchten Blatt nach unten. Der Igel vernimmt ein leisen kratzen am Blatt herunter. Vorsichtig hält er seine Zunge an die untere Spitze des Blattes. Da die Mücke rückwärts das Blatt herunter rutscht, sieht sie nicht, wie unten die Zunge von Karl Theodor wartet. Karl Theodor spürt ein leises kribbeln auf seiner Zunge und zieht sie schnell in den Mund hinein. Er fängt an mit der Zunge zu schmecken. Wenn man genau hinhört, könnte man ein leises schmatzen hören. „Mhm. Mücke. Lecker“ brummelt Karl Theodor leisen vor sich hin. Nach diesem leckeren Abendessen verzieht sich der Igel in sein Nest. Dort mümmelt er sich ein. Zum Schlafen ist es noch nicht kalt genug. Von drüben hört er Ludwig rufen: „Schläfst du schon!“ „Nö. Ich denke grad darüber nach wie lecker die Mücke von eben war und wie sich eine Schneeflocke auf meiner Zunge anfühlt!“

In dieser Nacht wird es empfindlich kalt und Karl Theodor fällt in einen tiefen Winterschlaf. Einige Stunden braucht er, bis seine Augen zubleiben und das Herz nur noch ganz ganz langsam schlägt. Stunde um Stunde, Woche um Woche schläft Karl Theodor in seinem molligen Nest. Eines Tages ist es weit. Die ersten Schneeflocken fallen auf die Laubhaufen von Karl Theodor und Ludwig. Erst bilden sie nur eine zarte Schicht und etwas von dem Laub und den feinen Ästen schaut noch heraus. Doch es wird immer mehr Schnee, bis alles ganz weiß ist und sich eine spürbare Stille über die ganze Gegend legt. Manchmal glitzert die eine oder andere Schneeflocke auf. Besonders bei Vollmond glitzert der Schnee rund um die Laubhaufen. Einen Garten weiter haben Kinder einen Schneemann gebaut. Er hat einen dicken Bauch und auf dem Kopf ein schwarzes Cap. Als Augen zwei Wallnüsse und eine Karotte als lange dicke Nase. Voller Freude singen und tanzen die Kinder um ihren Schneemann herum. „Schneeflöckchen Weißröckchen ......“ schalt es durch alle Gärten. Doch Karl Theodor und Ludwig sind mitten in ihrem festen Winterschlaf. Nicht einmal zum Essen werden die beiden Igel wach. Sie haben im Herbst viel Fliegen, Mücken und Käfer gegessen. Dadurch haben sie ganz viel Fett angesetzt und sind dick geworden. Im tiefen Winterschlaf verbrauchen sie dieses Fett und verhungern nicht.

Ein paar Tage später wird es draußen immer wärmer. In den beiden Laubhaufen rascheln hin und wieder die Blätter. Ist der Winterschlaf von Karl Theodor und Ludwig etwa schon zu Ende? Im Schnee sind Vogelspuren zu sehen und die eine oder andere Amsel wühl in den Laubhaufen der beiden Igel. Karl Theodor wird wach und streckt seine kleine Schnauze unter dem Laubhaufen hervor. „Oh, der Schnee schmilzt. Ist der Winter schon vorbei?“ Brummelt er leise vor sich hin. Er schaut rüber zu Ludwigs Laubhaufen. Dort scheint sich nichts zu rühren. Über Karl Ludwig scheint die Sonne. Doch es ist noch recht kalt. Karl Theodor friert und kriecht wieder in sein Winternest. Doch es fällt ihm schwer wieder einzuschlafen. Also steckt er vorsichtig seine kleine Schnauze aus seinem Nest hervor. Er schaut zum Himmel. Der Wind treibt einige dunkle Wolken hervor. Ebenso wird es empfindlich kalt. Die kalte Luft pfeift Karl Theodor um seine Igelschnauze. Und dann passiert das Unglaubliche. Vereinzelte kleine Schneeflocken fallen vom Himmel. Karl Theodor strahlt über das ganze Gesicht. Vorsichtig steckt er seine Zunge aus dem Maul und hält sie in die Luft. Und es passiert was der Igel sich so sehr gewünscht hat: eine Flocke landet auf seiner Zunge. Karl Theodor findet, es sei das Köstlichste was er jemals gegessen hat. Fröhlich und zufrieden schlüpft der Igel in sein Nest und kuschelt sich dort ein. Schnell fällt er wieder in seinen tiefen Winterschlaf. Im Nachbargarten spielen mehrere Kinder und strecken ihre Gesichter zum Himmel. Ein Junge hat seine Zunge weit heraus gestreckt und versucht damit Schneeflocken einzufangen. Zwei Mädchen sind am singen. „Schneeflöckchen Weißröckchen .....“.

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