Caroline und Frederike drehen ihre Runden
über dem großen Platz. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Unten auf
dem Platz ist viel los. Überall Menschen. Viele davon haben eine Kamera um den
Hals hängen. „Oh, ich habe Bauchschmerzen!“ gurrte Caroline. „Ich hätte nicht
so viele Kuchenkrümel naschen sollen!“ „Das wird schon wieder“ gurrte Frederike
frech zurück. „Lass uns eine Runde in den Spiegel schauen“ schlug Frederike
vor.
Auf dem großen Platz gibt es ein großes Haus. Das sieht aus wie ein Glaskasten.
Besonders in den Scheiben der Frontseite können Caroline und Frederike ihr
Spiegelbild beobachten. Ihr Startplatz ist das alte Haus, direkt gegenüber von
dem Glaskasten. Dort hängt ein Schild mit einem großen roten A. Die Tauben
Caroline und Frederike sitzen auf dem Dach des Hauses mit dem roten A. Noch
können sie sich nicht in der Glasfront des anderen Hauses sehen. Dazu sind sie
zu weit weg. Beide Tauben putzen noch rasch ihre Flügel, bevor Caroline das
Startkommando gibt: „Flügellahm sind wir nicht – man nennt uns den fliegenden
Wicht. Auf die Plätze fertig los – fliegen ist so famos." Mit leichtem
Flügelschlag fliegen sie der Glasfront entgegen. Etwa einen Meter vor den
Fenstern können die beiden Tauben ihr Spiegelbild in der Glasfront sehen.
Caroline dreht nach rechts ab, um wieder zum alten Haus mit dem großen roten A
zurück zu fliegen. Frederike übertreibt es mal wieder. Nur noch 40 cm bis zu den
Fenstern. Da dreht sie nach links ab. Vor lauter Aufregung verliert sie einen
kleinen Taubenschiss. Nachdem sie kurz am großen Hühnen aus Stein vorbei
fliegt, landet sie wohlbehalten auf dem Dach des Hauses mit dem großen roten A.
Beide holen tief Luft und beobachten einen weit weg stehenden älteren Mann, der
mit seinem Gehstock in Carolines und Frederikes Richtung herum fuchtelt. Neben
ihm steht eine Frau und versucht mit einem weißen Tuch einen weißen Fleck von
einem Hut zu wischen.
„Was machen wir jetzt?“ fragt Frederike. „Wir könnten dem großen Hühnen einen
Besuch abstatten. Weißt du eigentlich, wie der heißt?“ „Nö“ gurrt Frederike.
„Früher war er auch nicht eingesperrt. Da konnten wir als Kinder noch von den
Stufen seines Sockels herunter hüpfen“. Beide Tauben putzen rasch ihre Flügel,
bevor Caroline das Startkommando gibt: „Flügellahm sind wir nicht – man nennt
uns den fliegenden Wicht. Auf die Plätze fertig los – fliegen ist so
famos." Nach einem kurzen Flug landen sie auf dem Kopf des steinernen
Hühnen. Um ihn herum zahlreiche Menschen mit Kameras um den Hals. Eine Frau mit
einem blauen Hut, der eher aussieht wie ein Helm, beendet gerade einen Satz:
„......... der Roland.“ „Ob der große Hühne wohl Roland heißt?“ gurrt Frederike
fragend Caroline an. „Kann sein. Der Name passt zu ihm!“ antwortet Caroline
gurrend. „Guck mal da oben! Auf dem Kopf des Rolands“ schreit ein kleiner
Junge. Alle Blicke der umstehenden Menschen richten sich auf Caroline und
Frederike. Beide schauen sich an und wie im Chor gurrt es aus beiden heraus:
„Lass uns eine Runde kriegen spielen, mit dem kreischenden Bengel.“ Beide
Tauben putzen rasch ihre Flügel, bevor Caroline das Startkommando gibt:
„Flügellahm sind wir nicht – man nennt uns den fliegenden Wicht. Auf die Plätze
fertig los – fliegen ist so famos."
Provozierend gurrend landen die beiden Tauben direkt neben den Füßen des
kleinen Jungen. Zunächst beachtet er die beiden Tauben garnicht. Caroline und
Frederike verstärken ihr Gurren und schlagen dazu laut mit den Flügeln. Der
kleine Junge dreht sich zu ihnen um. „Guck mal Mama!“ kreischt er laut und
rennt los. Mit einem kleinen Flugmanöver fliegen sie ihm aus dem Weg, um auf
der anderen Seite des Jungen zu landen. „Komm sofort hierher“ hören sie eine
Frau kreischen. Sie hat eine Fotokamera um den Hals und schaut hinter ihrer Sonnenbrille
ein wenig grimmig drein. Die beiden Tauben gurren grinsend vor sich hin. Der
Junge dreht sich um und sieht Caroline und Frederike auf dem Boden stehen. Die
kreischende Frau beachtet er nicht und rennt los. Kurz bevor der Junge bei den
beiden Tauben ist, fliegen diese kurz in die Luft, um wieder ruhig zu landen.
Der Junge tritt in ein auf dem Boden liegendes Matjesbrötchen und fällt auf den
Hosenboden. Nun kreischt die Frau mit der Sonnenbrille noch lauter und der
kleine Junge ebenfalls. Caroline und Frederike beschließen das Spiel fürs erste
zu beenden. Beide Tauben putzen rasch ihre Flügel, bevor Caroline das
Startkommando gibt: „Flügellahm sind wir nicht – man nennt uns den fliegenden
Wicht. Auf die Plätze fertig los – fliegen ist so famos." Caroline fliegt
direkt zum großen Haus mit dem großen roten A. Frederike fliegt direkt auf den
Kopf der kreischenden Frau mit der Sonnenbrille zu. Kurz vor dem Kopf der Frau
verliert sie vor lauter Aufregung einen kleinen Taubenschiss. Sie fliegt kurz
am Kopf des steinernen Hühnen vorbei und landet wohlbehalten auf dem Dach des
Hauses mit dem großen roten A.
Beide holen tief Luft und beobachten die kreischende Frau mit der Sonnenbrille,
wie sie ein Matjesbrötchen mit weißem Fleck in einen Mülleimer schmeißt.
„Iiiiih. Wie ekelig“ hören sie die Frau schreien. Auch der kleine Junge
kreischt noch. Neben ihnen steht kopfschüttelnd ein Mann, verdreht die Augen
und fragt genervt: „Können wir jetzt weiter?“ „Sag doch mal was wegen dieser
blöden Viecher!“ kreischt die Frau mit der Sonnenbrille.
Auf dem Dach sitzend und gurrend verbringen die beiden Tauben eine
Verschnaufpause. Hin und wieder fliegen andere Tauben vorbei und wedeln grüßend
mit ihren Schwanzfedern. Einige trippeln über das Pflaster des großen Platzes.
Es scheint, als schritten sie die in Sternenform angelegt Pflasterung in der
Mitte des großen Platzes ab. Immer wieder hören sie ein leises Klicken, wenn
die Menschen Fotos vom Glaskasten und vom großen Hühnen machen. Das Kreischen
der Frau und des kleinen Jungen ist nicht mehr zu hören. „Wie wäre es mit einen
Schlückchen Kaffee?“ gurrt fragend Frederike. „Ich hätte ja Lust auf
Apfelsaft!“ antwortet gurrend Caroline. Lass uns mal die Taubenhälse strecken,
ob sich irgendwo die Chance dafür bietet.
Direkt neben dem Haus mit dem großen roten A stehen vor einem Lokal viele
Tische und Stühle. Bei dem sonnigen Wetter sind alle Plätze besetzt. Überall
sitzen Menschen, die lachen und reden, schmatzen und schlürfen. Hin und wieder
hält sich eine ältere Dame eine Hand vor den Mund, nachdem sie am heißen Kaffee
geschlürft hat. Überall sind nur Kaffeetassen zu sehen. An einem freien Tisch
nehmen eine Frau, ein Mann und zwei Kinder Platz. Eine Frau mit weißer Schürze kommt
an den Tisch und schreibt etwas auf einen kleinen Zettel. Sie geht weg und
kommt kurze Zeit später mit einem Tablett zurück. Darauf stehen eine Tasse
Kaffee, zwei Gläser Apfelsaft mit Eiswürfel drin und ein großes Glas Bier mit
weißem Schaum. Caroline schaut fragend Frederike an, die zustimmend mit ihrem
Taubenkopf wackelt. Beide Tauben putzen ihre Flügel, bevor Caroline das
Startkommando gibt: „Flügellahm sind wir nicht – man nennt uns den fliegenden
Wicht. Auf die Plätze fertig los – fliegen ist so famos." Beide Tauben
fliegen direkt auf den Tisch zu, an dem die Frau, der Mann und die beiden
Kinder sitzen. Da erblickt eines der Kinder die Tauben und schmeißt mit
Kekskrümeln nach Frederike und Caroline. Caroline dreht ab, doch Frederike wird
direkt über dem Tisch von einem Kekskrümel getroffen. Sie verliert kurz die
Übersicht, kommt ins Trudeln und verliert vor lauter Aufregung einen kleinen
Taubenschiss. Sie bekommt wieder die Kontrolle über ihren Flug und landet
direkt neben Caroline auf dem Dach des Hauses mit dem großen roten A.
Beide holen tief Luft und beobachten das Geschehen am Tisch. Die beiden Kinder
lachen laut, die Frau ist am kreischen, die Kaffeetasse halb leer, die Frau
über und über mit Kaffeeflecken auf ihrer weißen Bluse. Der Mann versucht
seiner kreischenden Frau zu helfen, indem er mit einem Tuch versucht, die
Kaffeeflecken von der Bluse zu wischen. Doch das Kreischen wird dadurch nur
noch schlimmer. Er zuckt mit den Schultern, lehnt sich zurück und nimmt erstmal
einen kräftigen Schluck Bier. In der halbleeren Kaffeetasse seiner Frau
schwimmt ein kleines weißes Häufchen.